Was die frühen Gläubigen über die Hauptbedeckung glaubten. Von David Bercot.

Was die frühen Gläubigen über die Hauptbedeckung glaubten

Transkript einer Kassettenpredigt von David W. Bercot von 1997



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Das erste Mal, als ich eine mennonitische Kirche besuchte, war eine der ersten Dinge, welche ich bemerkte, dass all ihre Frauen diese speziellen Kappen auf ihren Köpfen trugen. Nun, ich hatte keine Idee, warum. Ich dachte, es wäre eine Art Kostüm, welches sie trugen – und ich dachte nie wieder viel darüber nach, bis 1985, als ich ein ganzes Jahr damit verbrachte, die zehnbändige Fassung der vornizänischen „Väter“ zu lesen. Und eines Abends in jenem Jahr las ich ein Werk Tertullians mit dem Titel „Über die Verschleierung der Jungfrauen“. Und es war dieses Werk, welches plötzlich meine Augen dafür öffnete, was die Schriften über den „Gebetsschleier“ oder die „Hauptbedeckung“ lehren. 

Den Schriftabschnitt, welchen Tertullian diskutierte, war 1. Korinther 11,1-16 – und ich möchte den gesamten Abschnitt für euch lesen. Wenn ihr eine Bibel parat habt, würde ich euch ermutigen, sie herauszuholen und mit mir zusammen zu lesen. Ich werde von der Elberfelder Bibel von 1871 lesen.

Die interessante Sache, welche ich bemerkte, als ich Tertullians Abhandlung, beziehungsweise Traktat über das Thema der „Bedeckung“ las, war, dass es keinerlei Auseinandersetzung in den Gemeinden seiner Zeit darüber gab, was 1. Korinther 11 bedeutete. Die einzige Auseinandersetzung, welche es da gab, war jene, ob Pauli Worte sich auf alle weiblichen Ausgereiften bezog, oder sie sich nur auf verheiratete Frauen bezogen. Das war es also, was er in seinem Werk erörterte. 

Lass uns jenen Abschnitt zusammen lesen. In 1. Korinther 11 fangen wir mit Vers 1 an:

Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi. Ich lobe euch aber, daß ihr in allem meiner eingedenk seid und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet. Ich will aber, daß ihr wisset, daß der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, des Weibes Haupt aber der Mann, des Christus Haupt aber Gott. Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupte hat, entehrt sein Haupt. Jedes Weib aber, das betet oder weissagt mit unbedecktem Haupte, entehrt ihr Haupt; denn es ist ein und dasselbe, wie die, welche geschoren ist. Denn wenn ein Weib nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten; wenn es aber für ein Weib schändlich ist, daß ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so laß sie sich bedecken. Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist; das Weib aber ist des Mannes Herrlichkeit. Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib vom Manne; denn der Mann wurde auch nicht um des Weibes willen geschaffen, sondern das Weib um des Mannes willen. Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupte haben, um der Engel willen. Dennoch ist weder das Weib ohne den Mann, noch der Mann ohne das Weib im Herrn. Denn gleichwie das Weib vom Manne ist, also ist auch der Mann durch das Weib; alles aber von Gott. Urteilet bei euch selbst: Ist es anständig, daß ein Weib unbedeckt zu Gott bete? Oder lehrt euch nicht auch selbst die Natur, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist? wenn aber ein Weib langes Haar hat, es eine Ehre für sie ist? weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist. Wenn es aber jemanden gut dünkt, streitsüchtig zu sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht, noch die Versammlungen Gottes [Elberfelder Bibel].

Dies war der Abschnitt zu dem ich ging und ihn erneut las, nachdem ich das Werk las, welches Tertullian über dieses Thema schrieb. Und eine der Sachen, welche mir damals 1985 auffiel, als ich gerade Tertullian gelesen hatte und dann zurück ging und diesen Abschnitt last, war… Wisst ihr, es ist merkwürdig; diese Passage wird heutzutage so gut wie nie in unseren Gemeinden diskutiert. Ich rede über konventionelle evangelikale Kirchen oder protestantische Kirchen, liberale, katholische oder was auch immer. Ich wüsste nicht, wann ich je eine Predigt über dieses Thema gehört hätte. Ich weiß von einem paar Mal, als das Thema sowohl in Gruppengesprächen als auch in der Sonntagsschule aufkam. Und in jeder dieser Situationen wurde dieser gesamte Abschnitt von 1. Korinther 11 einfach weg gewischt, als ob es einfach nur ein kulturelles Problem wäre, was sich auf das erste Jahrhundert bezöge, jedoch heutzutage keinerlei wirkliche Anwendung finden würde. 

Zum Beispiel saß ich einmal in einer liberalen Kirche und erinnere mich an den Pastor, der sagte: „Nun, damals im ersten Jahrhundert, wenn man ohne Schleier auf dem Kopf zur Gemeinde kam, wäre das Pendant dazu gewesen, dass heute eine Schwester zur Gemeinde ohne eine Bluse – ohne Oberteil käme – oder so ähnlich. Es war einfach ein schockierender Skandal und die Frauen in Korinth taten so etwas, weswegen Paulus schreibt, um das anzusprechen. In anderen Worten: Es war schockierend aufgrund ihrer Kultur, und deswegen mussten sie sich ihrer Kultur anpassen. Da unsere Kultur es jedoch nicht von Frauen erwartet, einen Schleier in der Öffentlichkeit zu tragen, müssen wir dem auch nicht folgen.“ Der Pastor sagte aber, das Prinzip wäre weiterhin anwendbar. Es wäre also falsch für eine Frau zur Gemeinde in einem Schwimmanzug oder etwas ähnlichem zu erscheinen. Das wäre für Leute schockierend. 

Okay. Als ich in einer sogenannten bibelgläubigen, evangelikalen Gemeinde war, wurde mir gesagt: „Nun ja, damals in Korinth waren die einzigen Frauen, welche ohne einen Schleier herumgingen, Prostituierte. Und deswegen gibt Paulus seinen Rat, damit die Frauen dort nicht mit Prostituierten verwechselt werden würden oder in der Gesellschaft Unruhe verbreiteten, weil sie dort anwesend wären ohne verschleiert zu sein.“

Nun, zu der Zeit, als ich diese Erklärungen hörte, hatte ich sie nicht hinterfragt. Ich hatte sie als gültig anerkannt. Aber dann nach vielen Jahren, in 1985 also, als ich zurückging und mir das ansah und gerade die Werke von Tertullian und sehr viel von den frühen christlichen Schriften gelesen hatte, störten mich mehrere Sachen an diesen Erklärungen. 

Nummer 1: Paulus erzählte nichts über diese Situationen. Er sagte nicht: „Dies ist schockierend für die Gesellschaft, dass ihr zur Gemeinde kommt, ohne einen Schleier auf eurem Kopf zu haben.“ Tatsächlich werden wir darüber später reden; er sagt überhaupt nichts darüber über das Besuchen der Gemeinde oder darüber, sich nicht in der Gemeinde zu befinden. Er erwähnt so etwas niemals in diesem Abschnitt, welchen wir lasen. Er sagt nichts über Prostituierte, welche keinen Schleier trügen, sowie dass die gläubigen Schwestern einen Skandal im Gemeinwesen verursachen würden. Er erwähnt das überhaupt nicht. Und natürlich wusste ich damals, dass die Schriften das nicht sagen; ich dachte aber, da müsste es Schriftstücke der frühen Gläubigen geben, welche all das erklären. Nun, ich hatte gerade die allerersten frühen christlichen Schriften gelesen, welche dies im Detail erörtern und sie sagten gar nichts darüber. Und es gab keinerlei Erwähnung in irgendeiner anderen Schrift über irgendetwas dergleichen.

Weiterhin gab Paulus nicht die Kultur als Grund. Als er diese Anweisungen gab, sagte er nicht: „Eine Frau sollte nicht beten oder prophezeien ohne Hauptbedeckung wegen der Kultur.“ Es sagte nichts in Bezug auf die Kultur. Der Grund, warum er sie gibt, ist die Ordnung Gottes zwischen Männern und Frauen. 

Nun, nachdem ich weiter stöberte und versuchte, auf den Grund dieser ganzen Sache zu gelangen, um herauszufinden, warum mir so etwas erzählt wurde, erkannte ich schlussendlich, dass es in keinerlei Weise irgend eine historische Basis für diese Aussagen gab! Sie waren etwas, was jemand erdichtete. Und weil sie die Ohren der heutigen Hörer kitzelten, weil sie das waren, was die Leute heutzutage hören wollten, wurden sie umhergereicht ohne Widerstand, obwohl es absolut keine historische Basis irgendeiner Art für diese Aussagen gab, welche geäußert wurden. 

Tatsächlich waren sie noch nicht mal zutreffend. Denn wir haben eine Menge von Gemälden. Diese Gemälde sind vorrangig Fresken, welche Gemälde auf Wänden sind, welche auf nassem Putz angefertigt wurden. Und wir haben Massen an Skulpturen griechischer und römischer Frauen. Rund um die Welt gibt es von ihnen zahlreiche – und sogar, wenn du nicht all diese Orte besuchen kannst, sind die Bilder dieser Fresken und dieser Statuen in allen möglichen Büchern. Ich habe viele von ihnen mit meinen eigenen Augen im Britischen Museum gesehen, wo viele dieser Objekte sind. Und wenn du sie betrachtest, wird es klar, dass es für eine griechische oder römische Frau nicht skandalös war ohne Schleier zu erscheinen, da in vielen dieser Bilder sie keinen Schleier trugen. 

Nun, es war mitnichten so merkwürdig für sie mit einem Schleier unter die Allgemeinheit zu gehen. Das hätte genauso wenig einen Aufstand erzeugt. Auch das war eine recht normale Sache, die man tat. In anderen Worten: Ob nun mit oder ohne: Es gab deswegen keinen Skandal. Es bestand deswegen weder Gesetz, Gebot oder religiöse Lehre, dass eine Frau einen Schleier auf ihrem Kopf haben solle, wenn sie entweder in Anbetung oder in der Öffentlichkeit war.

Es ist demzufolge schlicht nicht wahr, dass für die korinthischen Frauen das Auftreten in der Bevölkerung oder das Erscheinen in der Gemeinde ohne Schal auf den Köpfen einen Skandal hervorgerufen hätte, denn es war für die Heiden nicht skandalös. Die einzige Problematik bestand für die Gläubigen. 

Nun gut. Nach diesen Erklärungen und Erwähnungen, was der Schriftabschnitt nicht bedeutet, sowie der Korrektur einiger Fehlinformation, denke ich, dass es angemessen wäre, jetzt da durchzugehen und genau zu erklären, was diese Passage für frühen Gläubigen wirklich bedeutete. 

Ich werde das jetzt erneut durchlesen; diesmal Vers für Vers; beim zweiten Mal jedoch anstatt von der Elberfelder Bibel, wie schon vorher zu lesen, werde ich aus der Jantzen-Bibel lesen. Diese Übersetzung passt sicher mehr zu dem, was die frühen Gläubigen über diese Stelle glaubten.

Paulus beginnt mit:

Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Nachahmer werde. Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem meiner gedenkt; und die Überlieferungen haltet ihr fest, so wie ich sie euch überlieferte. 

Das ist also der Anfang. Und in diesen zwei ersten Versen gibt Paulus den grundsätzlichen Ausgangspunkt zu dem, über was er gleich reden wird. Er sagt ihnen, sie sollen ihn nachahmen; und, dass bevor er diesen Brief schrieb, er ihnen mündlich schon bestimmte Lehren weitergegeben hatte – und er lobt sie, dass sie immer noch an diesen Traditionen fest halten. Nun wird er sie gleich zurechtweisen, denn sie folgen ihm nicht in allem, was er sagt. Aber so wie Jesus in Seinen Briefen an die sieben Gemeinden im Buch der Offenbarung, beginnt auch er damit, die Korinther zu loben. 

In Vers 3 ist sein grundsätzlicher, thematischer Satz: 

Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt einer Frau der Mann, Christi Haupt Gott. 

Was nun also folgt, betrifft die Frage des Oberhauptes. Er stellt heraus, dass es in der gesamten Struktur des Kosmos Oberhäupter gibt. All das geht zurück bis hin zur Gottheit, dass es die Oberhauptsstellung des Vaters über dem Sohn gibt. Und dann erwähnt er, dass Christus das Haupt des Mannes ist und, dass – je nachdem, wie du es übersetzen willst, der Mann das Haupt der Frau ist, oder der Ehemann das Haupt seiner Ehefrau. Der Grund, warum ich sage, dass dies davon abhängt, wie du es übersetzt ist, dass obwohl es griechische Worte gibt, welche konkret „Ehemann“ und „Ehefrau“ meinen, es normal war über einen Ehemann als „Mann“ zu reden und über eine Frau mithilfe des Wortes „Frau“ zu reden. Dies ist im Englischen nur sehr mangelhaft erhalten geblieben [– im Deutsch jedoch sehr gut, Anmerkung des Übersetzers]. Ich denke da an den einzigen Ausdruck, in dem wir [im Englischen, Anmerkung des Übersetzers] immer noch einen Bezug dazu haben, wenn bei einer Hochzeit der Prediger sagt: „Ich erkläre euch nun zu Mann und Ehefrau.“ Ich habe Leute sagen hören: „Warum sagt er ‚Mann und Ehefrau‘ und nicht ‚Ehemann und Ehefrau‘?“ Ich bin mir sicher, dass der Prediger es nicht weiß, aber ‚Mann‘ und ‚Ehemann‘ waren früher austauschbar. Wenn man also ‚Mann und Frau‘ sagt, ist es das selbe, wie wenn man ‚Ehemann und Ehefrau‘ sagt. Oder du könntest sagen: „Ich erkläre euch nun zu Mann und Ehefrau,“ welche das gleiche wäre wie Ehemann und Ehefrau. 

Wie schon gesagt, war dies die einzige Problematik, welche es gab in der Zeit, in der Tertullian um das Jahr 200 herum schrieb. Tertullian beantwortete die Frage, ob Paulus über alle Frauen redete, oder ob er nur über verheiratete Frauen redete. Tertullian rollt den Fall so auf, dass Paulus über alle weiblichen Adressaten spricht – und wir werden uns damit in einer kleinen Weile beschäftigen. 

Dann, mit dem Vers 4 begibt sich Paulus in die spezifische Anwendung. Er hat die Prinzipien bezüglich des Oberhauptes gegeben; jetzt sagt er also: 

Jeder Mann, der, wenn er betet oder weissagt, etwas auf dem Haupt hat, beschämt sein Haupt, 

Mit anderen Worten: Für einen gläubigen Mann mit seinem Kopf bedeckt zu beten, also mit einer Verschleierung oder einem Hut oder etwas ähnlichem auf seinem Kopf, ist ein Anstoß für Gott, denn es ignoriert Sein Ordnungsmuster der Oberhauptsstellung. Der Schleier auf dem Kopf eines Mannes würde bedeuten, dass er ein irdisches Haupt über ihm hat – und das wäre Gottes komplettem Entwurf entgegenlaufend. Nein, Christus ist dein Haupt. Du hast hier auf dieser Erde kein Oberhaupt – zumindest weder familiär, noch in geistlichen Fragen. Dies ist also nicht nur ein Gebot an die Frauen, sondern auch an die Männer. Und den Männern ist geboten, gar nichts auf dem Kopf zu tragen, wenn sie beten. 

Lasst uns nun für eine Weile dieses ganze Argument besprechen, welches heutzutage vorgebracht wird, um diese ganze Stelle weg zu erklären, dass: „Oh, das war alles eine Frage der Kultur.“ Ich wünschte mir von jemandem, dass er mir dafür Beweise brächte von irgendeiner Kultur, welche in den Tagen Pauli in seinem mediterranen Wirkungskreis der Welt bestand, in der es als falsch angesehen war, dass ein Mann mit einem bedeckten Kopf betet oder anbetet. Ganz sicher war das keine griechische oder römische TraditionDenn tatsächlich haben wir Gemälde, Skulpturen undFriese von heidnischen Priestern, welche Opfer darbringen, sowie von heidnischen Priestern beim Anbeten ihrer heidnischen Götter; und sie zeigen den Priester immer mit einer Bedeckung auf seinem Kopf. Nun, dies wäre vermutlich nicht wahr gewesen für Ägypten, wo die Priester sich komplett kahl schoren – aber dort in der korinthischen Region und in diesem Teil der mediterranen Welt, an welchen Paulus schrieb, war es keinerlei Brauch von Heiden, den Männern zu verbieten beim Beten den Kopf zu bedecken.

Aber was ist mit den Juden? Das Alte Testament sagt nirgendwo, dass ein jüdischer Mann nicht mit bedecktem Haupt beten solle. Alldieweil ist ein Teil der priesterlichen Kleidung, welche Gott für Aaron und alle anderen Hohepriester vorschrieb, der auf dem Kopf Turban oder Kopfbund. Schau mit mir zu 2. Mose 39,27-31.

Und sie machten die Leibröcke von Byssus in Weberarbeit für Aaron und für seine Söhne, und den Kopfbund von Byssus, und den Kopfschmuck der hohen Mützen von Byssus, und die leinenen Beinkleider von gezwirntem Byssus, und den Gürtel von gezwirntem Byssus und von blauem und rotem Purpur und Karmesin, in Buntwirkerarbeit: so wie der HERR dem Mose geboten hatte. Und sie machten das Blech, das heilige Diadem, von reinem Gold, und schrieben darauf mit Siegelstecherschrift: Heiligkeit dem HERRN! Und sie taten daran eine Schnur von blauem Purpur, um es oben an den Kopfbund zu befestigen: so wie der HERR dem Mose geboten hatte [Elberfelder Bibel].

Nun gut, der Hohepriester Israels, hatte, wenn er Opfer darbrachte oder vor Gott betete, einen Kopfbund, einen Turban auf seinem Kopf. Es gab da also keinerlei kulturelle Sache. Dies war eine neue Lehre von Gott, nur an die Jesusgläubigen. Meiner Kenntnis nach gibt es keinen anderen Ort vor dieser Zeit, an dem Gott derartige Lehre gegeben hätte. Und eventuell wäre es vor Christus unangemessen gewesen, denn Paulus sagt: „Das Haupt jeden Mannes ist Christus.“ Vielleicht sollten also vor der Ankunft Christi die Männer in Erwartung dieses Hauptes ihre Häupter bedeckt haben, wenn sie beteten. Aber nun, da Christus gekommen ist, nun, da sie befreit worden sind und ihr Haupt sich nun im Himmel befindet, gab Gott ihnen dieses neue Gebot.

Die frühen Schriften der Gläubigen sind sehr klar darin, dass es den Männern sehr bewusst war, dass sie nicht mit bedecktem Haupt zu beten hatten. Und interessanterweise wird dieses Gebot bis heute von gläubigen Männern befolgt. Es wird sogar von Männern in unserer Kultur befolgt, obwohl sie gar nicht für sich beanspruchen, gläubig zu sein. So sehr ist das in die Kultur eingedrungen. Wenn du bei einer Veranstaltung bist, wo öffentliches Gebet dargebracht wird, was geschieht dann? Nun, alle Männer nehmen sofort ihre Hüte ab, nicht wahr? Ganz gleich, ob es nun eine Beerdigung auf einem Friedhof ist, oder einfach nur eine große Versammlung. Vermutlich wissen sie noch nicht mal den Hintergrund. Sie würden sagen: „Das ist einfach angemessen, dass das ein Mann tut.“ Sie könnten dir den biblischen Grund nicht geben. Aber das ist es, was sie tun. Der Grund ist verloren gegangen, aber die Umsetzung dessen setzt sich trotzdem bis heute fort. Lass uns nun auf die Verse 5 und 6 sehe, welche sich mit den Frauen beschäftigen.

aber jede Frau, die unbedeckten Hauptes betet oder weissagt, beschämt ihr Haupt, denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie kahlgeschoren ist; denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, schneide sie sich auch das Haar ab. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich das Haar abzuschneiden oder kahlgeschoren zu werden, bedecke sie sich; 

In Gottes Arrangement ist es also gleicherweise ein Anstoß für Gott, dass eine gläubige Frau sich ihm im Gebet mit unbedecktem Haupt naht, denn der unbedeckte Kopf ist ein öffentliches Bekenntnis vor Gott, vor dem Mann, vor den Engeln, dass „ich nicht anerkenne, dass ich hier auf Erden ein Haupt habe. Ich möchte in derselben Weise vor Gott stehen, wie mein Ehemann oder andere Männer es tun.“ Und Paulus sagt, dass dies ein Anstoß vor Gott ist, dass es entgegen der Ordnungen Gottes ist. 

Und wieder ist es mir bezüglich der Kulturproblematik nicht bewusst, dass im Alten Testament stehe, eine Frau habe ihr Haupt zu bedecken, wenn sie betet. Ich denke, dass wir sehen werden, dass jüdische Frauen normalerweise ihre Häupter bedeckt haben, denn sie trugen standardmäßig einen Schleier; ich bin mir dessen aber nicht bewusst, dass ich in den antiken Schriften der griechischen oder römischen Schreiber – und ganz sicher nicht in den frühen Schriften des Glaubens darauf gestoßen wäre, dass es für eine Frau als unangebracht angesehen wurde, wenn sie mit unbedecktem Haupt betete. Auch jetzt wieder rede ich über den Bereich um Korinth herum; die griechisch-römische Welt, das ist die nördliche Gegend des Mittelmeeres. Leute, welche sagen, dass dies kulturelle Gründe gehabt hätte, können auf nichts in dieser Kultur zeigen, welches auch nur eines dieser zwei Gebote zwingend gemacht hätte. 

Einige mögen sagen: „Aber woher wissen wir, dass er tatsächlich über einen Schleier redet?“ Nunja, lass mich dir ein paar Portionen dieses Werkes von Tertullian vorlesen, welches ich erwähnte. Wenn du „The Ante-Nicene Fathers“ hast, kannst du dies in Band 4 finden, wo ich von Seite 37 lese1.

Er sagt: „Einige nämlich bedienen sich der Baschlicks und wollener Binden und verschleiern nicht sowohl ihr Haupt, als dass sie es umwickeln“ Nun, er ist sehr kritisch gegenüber Frauen, welche keinen kompletten Schleier trugen. Und offensichtlicher Weise war es – wie bei ihm im nordafrikanischen Karthago – nicht unbedingt gebräuchlich für eine Frau, dass sie einen Schleier trug. Und Tertullian argumentiert also hier, dass der Schleier ein wirklicher Schleier sei, nicht nur ein symbolisches Ding. Aber lass uns seine Ansichten mal noch für eine Weile ignorieren und einfach erkennen, was er darüber sagte, was gläubige Frauen tun. Er meint, dass einige Turbane oder Binden trugen und so ihre Haare hochbanden. Er fährt fort: „ihre Stirn ist dann wohl bedeckt, aber das eigentliche Haupt nicht. Andere, vermutlich um den Kopf nicht zu drücken, bedecken sich mit kleinen Leintüchern, die nicht einmal bis zu den Ohren reichen, den Oberkopf. Es thut [sic] mir leid, wenn ihr Gehör so schwach ist, dass sie durch eine Umhüllung hindurch nicht hören können. Sie sollten wissen, dass ihr ganzer Kopf ein Weiberkopf ist, seine Grenzen und Enden erstrecken sich bis dahin, wo das Kleid anfängt. So weit als sich das aufgelöste Haar erstreckt, so weit geht das Gebiet des Schleiers, so dass auch der Nacken umhüllt wird.“ Nochmals: Das strittige Thema waren nicht die Frage des Tragens oder Nichttragens eines Schleiers, sondern welche Art von Schleier sie trug. Er sagte, dass ein Schleier den ganzen Kopf bedecken sollte und bis zu den Schultern herunter reichen sollte, dort wo das Gewand anfangen würde. Es sollte die Länge der Haare umfassen, wenn sie nicht zusammen gemacht sind. Erneut stelle ich fest, dass ich nicht sage, Paulus hätte das geboten. Ich sage, dass es das ist, was Tertullian argumentiert. Aber es ist interessant, ob du nun seinem Argument zustimmst oder nicht, dass keiner darüber diskutierte, dass Frauen beim Beten keinen Schleier tragen müssten. 

Er spricht: „Es werden Euch die heidnischen Frauen Arabiens beschämen, welche nicht bloss [sic] ihr Haupt, sondern auch das ganze Gesicht derart verhüllen.“ Wenn es dir wie mir geht, dann dachtest auch du, dass muslimische Frauen verschleiert sind, wegen der Lehren Mohammeds; dass er derjenige wäre, der diese Lehren bezüglich der Verschleierung einführte. Aber nein, in Tertullians Tagen, ein paar Jahrhunderte vor Mohammed trugen arabische Frauen bereits Schleier. Es war also nichts, was Mohammed brachte. Es war vielleicht die Tatsache der Nachkommenschaft Ismaels, die Nachkommenschaft Abrahams, welche diese Frauen bis zum heutigen Tage Schleier tragen lässt. 

Tertullian erörtert: „Welch' grosse [sic] Züchtigung aber werden diejenigen verdienen, die auch beim Psalmengesang und jeder Erwähnung Gottes unbedeckt bleiben! Etwa nicht auch mit Recht? Bei dem eigentlichen Gebete legen sie sich gern einen Zipfel des Gewandes, ein Lappchen [sic] oder ein Fädchen um das Haupt und bilden sich dann ein, sie seien verschleiert?!“

Nun gut, vorerst werden wir Tertullians Standpunkt ignorieren – es mag jedoch gut und gerne ein vertretbarer Standpunkt sein. Vermutlich werden wir später darüber mehr reden. Aber die wichtige Sache in Bezug auf ihn – ob du seinen Standpunkt nun magst oder nicht – ist, dass er durch seine Argumentation, die Verschleierung sollte ein größeres, den ganzen Kopf verhüllendes Stück Stoff sein, offenbart, dass überall gläubige Frauen die Häupter bedeckten, wenn sie vorhatten zu beten. Sogar, wenn er vorher nicht verhüllt war, hätten sie dann etwas auf ihrem Kopf platziert – und wenn es nur ein Schweißtuch, ein kleines Stück Stoff, oder etwas ähnliches wäre. Auch, wenn die Verhüllung nicht Teil ihrer Kultur war, hielten sie dieses Gebot der Bibel und bedeckten ihren Kopf. Aufgrund dieses Zeugnisses ist es also klar, was die frühen Gläubigen über das Gebetstuch der Frauen glaubten – beziehungsweise, wie sie die Aussagen des Briefes Pauli an die Korinther verstanden, dass Frauen eine Abdeckung tragen sollten, wenn sie beten oder prophezeien.

Einige heutige Christen, welche gewissenhaft sind und wirklich den Schriften folgen möchten, argumentieren, dass „er ja nicht über einen Schleier redet, sondern er redet über langes Haar; dass ein Mann, der lange Haare trägt, etwas falsch macht und dass wenn eine Frau kurzes Haar trägt, sie etwas falsch macht.“

Zuallererst ist es unter Zuhilfenahme von Tertullian nicht das, was die frühe Gemeinde darüber verstand. Und sie waren diejenigen, welche ganz fest mit der Kultur Pauli verwoben waren und sie waren diejenigen, welche die Sprache von Paulus sprachen.

Aber lasst uns doch einfach aus dem Kontext selbst heraus sehen, ob das Sinn ergäbe. Ich werde jetzt hier „langes Haar“ oder „kurzes Haar“ als Ersatz für „bedeckt“ oder „Schleier“ einsetzen, wie es dann passen sollte. Vers 4:

Jeder Mann, der, wenn er betet oder weissagt, lange Haare trägt, beschämt sein Haupt,

Nun erkläre mir doch bitte mal, wie ein Mann beten oder prophezeien kann mit langem Haar, wenn es nicht schon die ganze Zeit vorher lang ist? Anders ausgedrückt: Wie kann Paulus sagen: „Er sollte nicht mit langem Haar beten oder prophezeien,“ was andeutet, dass es OK wäre, dass er zu anderen Zeiten lange Haare hat. Wie stellt er das an? Wie kann sein Haar zu anderen Zeiten lang sein und dann müsste er es schneiden, wenn er vorhat zu beten. Es ergibt doch keinen Sinn, oder?

Oder was ist mit Vers 5 und 6:

aber jede Frau, die mit kurzen Haaren betet oder weissagt, beschämt ihr Haupt, denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie kahlgeschoren ist; denn wenn eine Frau kein langes Haar trägt, schneide sie sich auch das Haar ab. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich das Haar abzuschneiden oder kahlgeschoren zu werden, trage sie langes Haar

Und wieder: Warum sollte er diese spezifischen Anweisungen über Gebet geben, wenn er nur über Haare redet, wenn eine Frau kann kein langes Haar haben, wenn sie betet und für den Rest der Zeit kurzes Haar haben. Es wäre ein wenig überflüssig für ihn zu sagen: „Wenn sie betet,“ denn ihr langes oder kurzes Haar wären etwas, was sie allezeit mit sich herum trüge. 

Wie viel Sinn ergäbe es zu sagen: „Wenn sie ihr Haar kurz trägt, möge sie ihr Haar abschneiden.“ Anders ausgedrückt: Wenn sie es kurz tragen möchte, könnte sie es ja auch gleich kurz tragen. Das ist doch nicht stimmig. Er widerspräche sich selbst, wenn er das sagt. Und erneut käme er dazu zu sagen: Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich das Haar abzuschneiden oder kahlgeschoren zu werden, trage sie langes Haar.“ Wenn es nun schändlich für die Frauen ist, dass sie kurzes Haar haben, würden die korinthischen Frauen doch kein kurzes Haar tragen, oder doch? Denn es wäre ja schändlich für sie. 

Nein, dieses Argument ergibt nur Sinn, wenn du „Schleier“ da einsetzt und die „Bedeckung“ verstehst als ein Kleidungsstück, welches auf dem Haupt getragen wird. Und dass, wenn man keinen Schleier trägt, man auch gleich weiter machen möge und sich genauso gut das Haar abschneiden lassen kann. 

Lass mich dir einige andere Abschnitte der frühen Gläubigen vorlesen, um klarzumachen, dass es nicht um langes Haar geht. Wieder sagt Tertullian in Band 4, Seiten 27-29 und Seite 33: „dass sich unsere Jungfrauen von dem Zeitpunkt an, wo sie die Grenze dieser ihrer Altersstufe überschritten haben, verschleiern müssen. So fordert es die Wahrheit, gegen welche niemand eine Einrede erheben kann, nicht die Länge der Zeit, nicht Vergünstigungen von Personen, nicht ein Privilegium einer Gegend.“ Jetzt sagt er interessanterweise: Nein, dies ist nicht kulturell. Es hat nichts mit einem bestimmten Erdteil oder Jahrhundert zu tun. Es ist für alle Zeiten wahr. „In Griechenland und einigen seiner Barbarenländer gibt es mehrere Gemeinden, die ihre Jungfrauen sich verhüllen lassen.“ Und wieder ist die einzige Sache, worüber er streitet – oder die einzigen zwei Sachen – wie lang der Schleier sein soll und ob er auf Jungfrauen anwendbar ist, oder nur auf verheiratete Frauen. 

„Es findet sich auch sonst noch diese Einrichtung hier und dort unter der Sonne, so dass man diese Gewohnheit nicht der griechischen oder barbarischen Nationalität eigentümlich zuzuschreiben braucht. Aber ich habe nur diejenigen Kirchen vorangestellt, welche entweder durch die Apostel selbst oder durch apostolische Männer gegründet wurden, vermutlich sogar noch vor gewissen Leuten.“

„Doch man verhielt sich bei uns“ [,d.i. in nordafrikanischen Gemeinden,] „bis auf die jüngste Zeit in duldsamerer Weise hinsichtlich beider Gewohnheiten gleich. Es war dem Gutdünken überlassen, sich, wie es jede wollte, entweder zu verschleiern oder preiszugeben“ Er sagt also, dass da in Karthago für eine Jungfrau, also unverheiratete Frau die Handhabung bestand, sich entweder zu verschleiern oder sich nicht zu verschleiern – und diese Wahlfreiheit stand ihr aufgrund der Frage zu, ob Paulus das nun auf alle Frauen angewendet sehen sollte – oder nur auf die verheirateten Frauen. 

Tertullian fährt fort und meint, wir sollten die Gemeinden anschauen, in denen die Apostel lehrten und sehen, was diese Gemeinden tun. Jene konnten dem Beispiel der Apostel folgen,konnten Paulus hören, wie er weiter ausführt, was er meint; wie er da eine Gewohnheit einführt. Tatsächlich sagt er dann: Kommt, wir schauen uns mal die Gemeinde in Korinth an, an die Paulus schrieb. Wenn du wissen willst, was Paulus meinte, warum gehst du nicht und siehst, was die Gemeinde in Korinth macht? Er sagt also: „So haben es die Korinther selber auch verstanden,“ in Bezug darauf, dass sie ihn so verstanden, dass er über alles Weibliche redete, sowohl Jungfrauen als auch Verheiratete: „Was die Apostel gelehrt haben, das bestätigen die Schüler derselben.“ Dieses letzte Zitat findet sich auf Seite 33 des vierten Bandes2.

Nun, dies ist ein extrem wichtiger historischer Beweis, dass in Korinth, bei den Leuten, an die Paulus diesen Brief schrieb, zum einen sie ihn so verstanden, dass er einen Schleier meint – keine langen Haare – und zweitens, sie ihn so verstanden, dass er über alle Frauen redet und nicht nur die Verheirateten. Clemens von Alexandria kommentiert diesen Abschnitt kurz. Du kannst das in Band 2, Seite 290 der vornizänischen Väter3 finden. Er sagt: „Denn dies will der Logos, da es ihr geziemt, verhüllt zu beten.“ Hypolitus, welcher keiner der vornizänischen Schreiber ist – er ist in der Apostolischen Tradition von Hypolitus – einem davon unabhängigen Werk, weil es nicht entdeckt wurde, bis zu der Zeit als es zusammengefasst wurde, sagt: „Alle Frauen mögen ihre Häupter bedeckt haben mit einem undurchsichtigen Tuch, nicht mit einem Schleier von dünnem Leinen, denn das ist keine wahre Bedeckung.“ Er meint, es sei nicht nur irgendein Stück Stoff, sondern eines, das wirklich eine Abdeckung für den Kopf ist, damit es der geistlichen Bedeutung dessen entspricht, von welcher Paulus spricht, dass es sein soll. 

Wenn Christen heute sagen: „Das ist langes Haar, es ist kein Schleier,“ müsste ich sagen: Wenn das der Fall ist, wie kann es sein, dass keiner, nicht ein einziger es jemals in der christlichen Welt so verstand, bis zum letzten Jahrhundert? Nur dann wurde diese Lehre populär. Wie kommt es, dass genau die Leute, an die Paulus schrieb, es so nicht verstanden?

Die meisten von euch wissen, dass ich als Zeuge Jehovas aufwuchs. Und einer der Gründe, warum ich die frühen Schriften der Gläubigen las, ungefähr zehn Jahre nachdem ich die Zeugen verließ, war, dass ich wissen wollte, was die Wahrheit war. Ich wurde durch JW indoktriniert, dann durch die Liberalen, dann die Evangelikalen – und sie alle behaupteten: „Das ist es, was dieser Abschnitt sagt,“ und all das. Und ich dachte: „Ich möchte wissen, was die Wahrheit ist. Ich möchte zurück gehen und auf historische Weise schauen, die Gläubige diese Dinge verstanden.“ Ich bemerkte, dass die Zeugen sich irrten darin, sie wüssten mehr als jeder andere, der vor ihnen kam; dass sie das verborgene Licht der Schriften hätten, welches für 1800 oder 1900 Jahreverborgen herum lag. Das stimmte nicht mit dem überein, was Jesus darüber sagte, dass Er mit Seinen Leuten alle Tage bis ans Ende der Zeiten sein werde. Genau so wenig damit, dass Jesus Seine Gemeinde auf einem starken Fundament baut – nicht auf etwas, was kurz nachdem die Apostel starben, die grundlegenden Lehren für 1900 Jahre in Vergessenheit geraten ließe. 

Ich war also geschockt, als ich herausfand, dass die Evangelikalen, welche die Zeugen verspotteten und genau darüber schimpften und sagten: „Ihr kommt mit eurer eigenen eigenartigen Auslegung der Schrift an so vielen Stellen,“ und dann das selbe machen würden, wenn es für sie angenehm erschien. Und sie werden jedweden historischen Beweis ignorieren, welchen wer auch immer brächte, wenn es nicht zu dem passt, was sie hören wollen. 

Also kämen sie mit einer Lehre wie, es wäre nur langes Haar, als ob jeder, der vor dem 20. Jahrhundert kam, ob es Reformatoren waren, ob es die erste Generation der Apostel war, Gläubige aus welchem Zeitalter auch immer, Leute wie die Waldenser – dass all diese Leute die Schriften falsch verstanden, dass sie nicht verstanden wurden bis zur Mitte der 1800er. Damit habe ich ein Problem, denn das ist genau wieder das Szenario wie bei den Zeugen. 

Warum wurden also nun all diese Regeln rund um das Bedecken des Hauptes gemacht? Wir lesen, was bezüglich der Oberhauptschaft geschrieben wird. Also lasst uns das nochmal durchgehen. Ich lese wieder von der Jantzen Übersetzung. Ich gehe zurück zum Vers 6. 

Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, schneide sie sich auch [das Haar] ab. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich [das Haar] abzuschneiden oder kahlgeschoren zu werden, bedecke sie sich; denn der Mann sollte sich das Haupt nicht bedecken, da er Gottes Ebenbild und Herrlichkeit ist; aber die Frau ist des Mannes Herrlichkeit; denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Manne; denn der Mann wurde auch nicht wegen der Frau geschaffen, sondern die Frau wegen des Mannes. Deswegen soll die Frau Vollmacht auf dem Haupt haben - wegen der [himmlischen] Boten. Doch im Herrn ist weder der Mann ohne die Frau [etwas] noch die Frau ohne den Mann, denn ebenso wie die Frau vom Manne ist, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott.

Nun, ich erkenne an, dass das, was ich gerade las schrecklich politisch inkorrekt ist: Zu sagen, dass eine Frau für den Mann geschaffen wurde – und der Mann nicht für die Frau. Aber es ist nichts, was ich mir ausdenke, sondern, was das Wort Gottes lehrt. Natürlich könntest du sagen: „Es ist schrecklich inkorrekt in religiöser Weise.“ Denn es passiert Folgendes: In den öffentlich sichtbaren Kirchen heutzutage wird das, was politisch inkorrekt ist, innerhalb von ca. einem Jahrzehnt gleichermaßen religiös inkorrekt. Und weil die Lehre über das Oberhaupt heute nicht populär ist, wurde dieser Textabschnitt in den meisten Kirchen förmlich ignoriert – oder weg erklärt. 

Die Liberalen lästern über diese Passage. Ein Kommentar, welchen ich besitze sagt: „Paulus glaubte, dass Frauen gegenüber Männern minderwertig sind.“ Dementsprechend gäbe Paulus dann all seine Gebote. Also entschuldige mal bitte, Paulus sagte so etwas in keiner Weise! Er redete über Gottes Ordnung der Dinge. Er degradierte keinen, wertete keinen ab, sprach keinem seinen Wert ab. Er redete über Oberhäupter, worüber die Bibel an vielen Stellen redet. Und ein Oberhaupt zu sein hat nichts mit der höheren Wertigkeit einer Person gegenüber einer anderen zu tun, sondern viel eher mit einem Arrangement oder Ordnung. Es gibt Oberhauptschaft innerhalb der Gottheit. Obwohl es da Gleichheit in der Natur derselben gibt, ist da eine Ordnung in der Gottheit, wie Paulus sagt: „Der Vater ist das Haupt Christi.“ Gleichsam muss auf Erden eine Ordnung bestehen; es gibt da Regierungen und wir sollen unseren Regierungschefs gehorchen – nicht, weil wir ihnen gegenüber minderwertig sind, sondern weil es Gottes Ordnung ist. Kinder sollen ihren Eltern gehorchen und ihnen untergeordnet sein – nicht, weil Kinder den Erwachsenen gegenüber minderwertig oder verdorbener sind; nein überhaupt nicht. Sondern, weil es Gottes Ordnung und Arrangement ist, welches zum Besten Aller dient. Es ist zu unserem Besten, der Regierung zu gehorchen. Es ist zum Besten der Kinder, ihren Eltern zu gehorchen. Es ist zum Besten des Heims und zum Besten der Frau, dass sie ihrem Ehemann untergeordnet ist. Das ist Gottes Arrangement. Das ist es, was Er segnen wird, wenn wir Seiner Anordnung folgen. 

Wie schon gesagt haben die Liberalen keinerlei Problem, denn sie sind nicht daran gebunden zu glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist. Sie sagen: „Oh, das ist Paulus; es ist Paulus, der das schreibt. Und schau, Paulus lag falsch. Er hatte eine falsche Haltung gegenüber Frauen.“ Für Evangelikale und andere bibelgläubige Christen ist es nicht so einfach wie für jene. Denn sie können es nicht so abtun, wenn sie nicht das ganze Fundament dessen erodieren wollen, warum sie existieren und was sie von den Liberalen unterscheidet. Sie sind also dazu gezwungen, sich Ausflüchte zu suchen, warum dieser Abschnitt in Pauli Zeit perfekt Sinn ergab – es in Pauli Tagen wahr war – aber wir dem heutzutage nicht folgen müssen. 

Zum Beispiel sprach ich vor ein paar Monaten mit einer sehr gebildeten evangelikalen Frau, welche bemerkte, dass meine Frau einen Gebetsschleier trug. Sie macht Missionsarbeit in Russland – jedoch durch eine Lehrposition in einer Universität – und sie anmerkte, dass die meisten Gläubigen da drüben auch Gebetsschleier trügen. Sie sagte, sie würde das sogar auch tun in einer Gemeinde, wo das die Gewohnheit sei. Sie meinte, um das zu verteidigen, was die Schriften sagen: „Weißt du, wenn es Unordnung oder Störung hervorriefe, dass eine Frau ihren Kopf nicht bedeckt, dann sollte sie sich bedecken. 

Nun ja, die Umstände waren nicht so, dass ich mich mit ihr in ein Streitgespräch darüber begab; doch war es eine nette Art das weg zu erklären, was Paulus gerade gesagt hatte. Paulus sagt gar nichts über Gewohnheit, er sagt nichts über Störung von Gottesdiensten. Er sagt, es hat etwas mit der Ordnung zu tun, etwas mit deinem Ehemann, es hat etwas mit der Beziehung zwischen Mann und Frau zu tun. Er sagt nichts über Störungen in einem Gottesdienst oder Skandale oder über solcherart Sachen. 

Und wenn es um Männer geht – und die meisten Bibelschullehrer und Pastoren sind Männer – sehe ich klar in ihnen das, was ich „Das Adamsyndrom“ nenne. Was ich mit Adamsyndrom meine ist, dass wenn es um die Wahl geht, Gott zu gefallen oder Frauen zu gefallen, die meisten Männer – wie unser Vorvater Adam auch – sich dafür entscheiden werden, den Frauen in ihren Leben zu gefallen; und sie werden Gott direkt ungehorsam sein, um das zu tun. Und wir rationalisieren das in gewisser Weise, wenn wir das anstellen. Ich weiß nicht, was Adams Rationalisierung war. Die Schriften sagen, er war nicht verführt. Er wusste, er würde sterben, wenn er davon isst. Aber er wollte lieber sterben, lieber Gott ungehorsam sein, als sich dem Missfallen oder der Ablehnung seiner Frau zu stellen.

In gleicher Weise würden die meisten Pastoren lieber Gott ungehorsam sein, eher Ungehorsam gegenüber Gott lehren, als etwas zu lehren, was sie mit den Frauen in ihrer Versammlung in einen Zwiespalt befördert – also mit ihren Ehefrauen, Töchtern und den Frauen, welche ihre Gemeinde bilden. Denn wenn sie das lehren, also wenn ein Pastor einer konventionellen Kirche eines Sonntags aufstünde und das lehrte und sagte: „Von jetzt an, wird keiner Frau in dieser Kirche das Abendmahl ausgegeben, wenn sie nicht ihr Haupt bedeckt. Keine Frau wird als gehorsame Schwester in der Versammlung anerkannt, wird keinerlei Stand haben in einer Sonntagsschule oder einem anderen Treffen, wenn sie nicht ihr Haupt bedeckt hat – zumindest während des Gebetes.“ Nun, das würde so einen Aufruhr verursachen, dass er sehr wahrscheinlich aus seiner Position gefeuert werden würde. 

Was Pastoren also tun und dabei in den Fußstapfen Adams folgen ist, dass sie eine lächerliche Doppelmoral erschaffen, wenn es zu 1. Korinther 11 kommt. Irgendwie ist dieses Kapitel immer noch bindend für Männer darin, dass sie ihren Kopf nicht bedecken. Ich war an Orten in konventionellen Vereinen, wo der Pastor Männer zurechtwies, welche nicht ihre Hüte abnahmen, wenn es Zeit war zu beten. Ich war an etlichen Orten, wo der Pastor die Männer anwies, die Hüte während des Gebets abzunehmen. Siehst du, sie fürchten sich nicht darin, bei Männern anzustoßen, denn Männer werden heutzutage im Allgemeinen unterwürfig mit Dingen wie diesen sein. Okay, wenn Männer dies oder das zu tun haben, werden die Männer der Versammlung tun, was auch immer der Pastor sagt. Aber aus der Angst heraus, was die Frauen sagen werden und vor der Rebellion, welche sie in ihrer Kirche haben werden, werden die meisten Pastoren dann sagen: „Es ist nicht verbindlich für die Frauen, ihr Haupt zu bedecken.“ In anderen Worten: Männer müssen ihre frei machen, Frauen sind frei darin, ihre zu bedecken oder nicht zu bedecken. 

Die Folge dessen ist, dass Frauen dann auf ein Podest über die Männer gestellt werden. Es ist einfach das ganze Gegenteil dessen, was die Schrift hier lehrt. Frauen werden auf ein Podest über die Männer gehievt. Anders gesagt: Männer müssen ihre Köpfe aller Sachen entledigen. Es ist falsch für einen Mann, mit etwas auf seinem Kopf zu beten. Aber eine Frau kann machen, was sie will. Wenn sie einen Hut auf hat, muss sie ihn nicht abnehmen. Wenn sie keinen trägt, muss sie ihn nicht aufsetzen. Auf Deutsch: Sie ist diejenige auf dem Podest; sie ist diejenige, die so behandelt wird, als wäre sie das Oberhaupt. 

Trotzdem stellt sich dem keiner entgegen, denn es wäre komplett politisch inkorrekt, es wäre komplett religiös inkorrekt. Also gehen die Pastoren ihren Pflichten nach und das ganze macht keinerlei Welle – zumindest nicht im diesseitigen Leben. Natürlich müssen sich diese Pastoren vor Christus verantworten müssen, warum sie ganz klar ein Schwarz-und-Weiß-Gebot der Schrift missachteten; ganz besonders, warum sie eine Doppelmoral anlegten. 

Das alles ist tatsächlich Teil eines größeren Musters, welches im 19. Jahrhundert hervor kam. Heute denken wir alle, dass sie „Frauenbefreiung“ oder die feministische Bewegung in den 1960ern begann. Aber nein, es startete nicht in den 60ern, sondern begann in den frühen 1800ern. Die Folge dieser Bewegung, welche sowohl durch die Politik, als auch durch die Kirche strömte, ist, dass die Kirchen im Grunde durch die Schriften gingen und jedes einzelne Gebot aufgehoben haben, welches nur – oder vorrangig – auf Frauen anwendbar ist. Gleichzeitig bestehen dieselben Kirchen nicht nur darauf, dass die Gebote, welche an Männer gehen, immer noch befolgt werden sollen, sondern vergrößern sie tatsächlich. Zum Beispiel redeten sie in mehreren der Magazinartikel und Büchlein, an welche ich geriet über den Abschnitt in 1. Petrus 3,7, wo es heißt: „Gleicherweise die Männer: Wohnt der Kenntnis entsprechend mit dem weiblichen Gefäß als dem schwächeren zusammen und erteilt ihm Ehre als die ihr auch Miterben seid der Gnade des Lebens, sodass eure Gebete nicht abgeschnitten werden.“ In diesem Vers gibt es eine gewisse Anweisung der Schrift, welche nur für Männer besteht. Finden wir das jetzt heraus geworfen vor, weil Petrus das nicht über Männer und Frauen gleicherweise sagt; also werfen wir es einfach raus, weil es sonst unfair wäre? Nein. Es ist nicht unfair, wenn es um Männer geht, welche für sich stehen. Was tatsächlich passiert ist, dass in zumindest einem der Artikel, welchen ich las und in Predigten, welchen ich in verschiedenen Kirchen lauschte, Petri einfacher Rat hier in ein übergroßes, Riesending ausgedehnt wird, sodass wenn der Prediger oder Lehrer damit fertig ist, es verdächtigerweise klingt wie: „Männer ordnet euch euren Frauen in allen Dingen unter.“ Sie zu ehren bedeutet plötzlich dies, es bedeutet das. Ich meine, sie kommen mit so einer großen Liste daher. Ich erinnere mich daran, einen Artikel aus der Post zu lesen namens: „Was es bedeutet, seine Ehefrau zu ehren.“ Und er ging eine lange Liste von Dingen durch, an die Petrus noch nicht mal entfernt gedacht hätte, denn viele der Dinge in der Liste existierten noch nicht mal in den Tagen Petri. Zum Beispiel: Den Deckel der Toilette zu schließen, wenn du fertig bist. Ich bezweifle recht, dass Petrus das im Sinne hatte. 

Es gibt also eine wirkliche Doppelmoral und in 1. Korinther 11 ist sie lax. So geht es durch die gesamten Schriften hindurch. Und wie ich sagte, sind es sowohl bibelgläubige Kirchen, als auch liberale Kirchen, welche da hinein fielen und solche Spielchen mit dem Wort Gottes spielten. 

Lasst uns weiter gehen. Es gibt ein viel größeres Anliegen in 1. Korinther 11, oder zumindest in der Anwendung dessen, als nur bezüglich Gebetes. Paulus gebietet nur, wenn gebetet oder prophezeit wird; aber es war die generelle Gewohnheit der gläubigen Frauen, den Schleier zu allen Zeiten zu tragen – zumindest im Gemeinwesen. Wenn wir heute an Frauen denken, die sich keusch kleiden und verschleiert sind, an wen denken wir da? Nun, ich vermute, dass den meisten Leuten als erstes die muslimischen Frauen in den Sinn kämen. Oder in vielen Regionen vielleicht auch hinduistische Frauen. Wenn sie überhaupt an Amerikaner dächten, hätten sie vermutlich an Mennoniten oder Amish denken. Ich schätze, dass keiner an amerikanische oder westeuropäische Frauen im Allgemeinen denken würde. Nein, keinesfalls. 

Die einfache Wahrheit ist, dass in den Ländern, in denen zuallermeist Heiden sind, diese Frauen sich am züchtigsten kleiden und noch immer einen Schleier tragen. Und doch war es in Gottes Ordnung anders herum. Es waren Gottes Frauen, welche sich züchtiger kleideten als die Ungläubigen. Und der Schleier geht vermutlich alle Zeiten hindurch bis zu Noahs Tagen. 1 Mose 24,64 – das ist die Passage, in der Rebekka mit Abrahams Diener reist, um Isaaks Ehefrau zu werden – berichtet: 

Und Rebekka hob ihre Augen auf und sah Isaak; und sie warf sich vom Kamele herab und sprach zu dem Knechte: Wer ist der Mann, der uns da auf dem Felde entgegenwandelt? Und der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.

Dementsprechend sehen wir, dass es eine Routine der Frauen Gottes lange vor Mose war, lange bevor Paulus diesen Abschnitt schrieb, dass sie sich selbst in der Nähe unbekannter Männer verhüllen würden. Oftmals taten die Frauen das nicht zuhause mit den Familienangehörigen und mit den Dienern. Aber unter dem Volk sehr wohl. 

Tertullian machte diese Beobachtung. Wir finden sie in Band 3, Seite 95 von „Ante-Nicene Fathers:4“ „Bei den Juden ist der Gebrauch, daß [sic] die Frauen einen Schleier über den Kopf tragen, ein so fester, daß [sic] man sie daran erkennt.“ Nun, das ist interessant. Das wurde um das Jahr 200 herum geschrieben. Er sagt, dass die jüdischen Frauen durch ihre keusche Bekleidung und das Tragen eines Schleiers auf ihrem Kopf erkannt werden konnten. Wenn du irgend ein beliebiges Buch mit Bibelgeschichten anschaust, wie sind da die jüdischen Frauen gezeichnet? Ist es nicht fast immer so, dass sie mit Schleiern auf ihren Köpfen erscheinen? Und Tertullian, sogar nachdem sie Jesus ablehnten, sogar nach der Erschaffung der Gemeinschaft der Gläubigen und all dessen, fuhren die Juden noch immer in der Praxis fort, welche auch ihre Vorväter hatten, wenn es dazu kam. 

Es zeigt also genauso, dass es nicht das Gebaren aller Frauen war, sich selbst in der Gesellschaft zu verschleiern – denn wenn es so wäre, könnten jüdische Frauen nicht anhand ihrer Schleier erkannt werden, oder doch? 

Gleichermaßen kleideten sich Jesus-gläubige Frauen züchtiger als die Heiden um sie herum und verschleierten sich in der Öffentlichkeit an allen Enden der Erde. Clemens von Alexandrien schreibt: „sondern es ist auch befohlen, daß [sic] der Kopf verhüllt und das Gesicht bedeckt sei; denn es ist nicht recht, daß [sic] die Schönheit des Körpers als Jagdnetz für das Fangen von Menschen diene. Es ist aber auch nicht vernünftig, wenn ein Weib einen Purpurschleier trägt und damit die Blicke auf sich ziehen will.“ Dies wurde um das Jahr 195 herum im ägyptischen Alexandrien geschrieben. Du kannst diesen Abschnitt finden im Band 2, Seite 266 von Ante Nicene Fathers.5

In Ägypten war es für eine gläubige Frau also Brauch, eine Vollverschleierung zu tragen, welche den Großteil des Gesichtes verdeckte. 

Clemens schreibt an einer anderen Stelle, auf Seite 290 desselben Bandes6: „ Und sie wird selbst nie zu Fall kommen, wenn sie ihre Augen mit Sittsamkeit und einem Schleier bedeckt; und keinen anderen wird sie dadurch, daß sie ihr Gesicht enthüllt, zum Fallen in Sünde verlocken.“

Jesus-gläubige Frauen waren also umsichtig. Sie kannten die schwerwiegende Lehre, welche Jesus auf die Männer überall gelegt hatte – die ernste Sünde, nach Frauen zu gelüsten. Es legt auch eine Verantwortung auf Frauen, sich in solch einer Weise zu kleiden, dass es nicht die Lust der Männer einlüde oder jene zum Fallen verleitete. Gläubige Frauen verschleierten sich also normalerweise, zumindest in diesem Teil der Welt. 

Tertullian schreibt folgendes auf Seite 689 des Bandes 37: „Warum entblößt du vor Gott, was du vor den Menschen bedeckst? Wirst du unter dem Volke keuscher sein als in der Gemeinde? Sei verschleiert Jungfrau, wenn du eine echte Jungfrau bist. Denn du solltest erröten, wenn du eine Jungfrau bist; vor den Blicken vieler Augen schrumpfen. Niemand möge dein Gesicht bewundern.“

Tertullian sagt also, dass dies die Gewohnheit der Frauen in seiner Gemeinschaft im nordafrikanischen Karthago war – und das war lange vor der muslimischen Invasion; denke also nicht an Muslime, wenn du in diesen Tagen an Nordafrika denkst, sondern denke an Frauen, welche eher römisch waren. Er erzählt auch, was die Jungfrauen machten, denn ihre Gemeinde gestand ihnen zwar die Freiheit zu, während des Gebetes entweder verschleiert oder unverschleiert zu sein – aber sie hatten sich auf den Gassen zu verschleiern, da sie nicht wollten, dass ungläubige Männer sie ansahen. Deswegen bedeckten sie sich mit einem Schleier, wenn sie in der Öffentlichkeit waren – sie nahmen ihn aber ab zwischen ihren Brüdern in der Gemeinde. 

Die Apostolischen Konstitutionen, welche um 390 herum zusammengefasst wurden – und deren Lehren zumeist vornizänisch waren und dann zu diesem späteren Zeitpunkt niedergeschrieben und in Syrien zusammengefasst wurden, sagen: „Auf den Straßen bedecke dein Angesicht, denn durch den Schleier verhüllst du vor den Neugierigen das Antlitz. [...] Du also gehe niedergeschlagenen Auges deine Wege und verhülle dich, wie es Frauen geziemt!“

Durch die verschiedenen Teile der antiken Welt hindurch sehen wir also gleichsam diese Lehre und den Verweis auf die Tatsache, dass sich gläubige Frauen normalerweise in der Gesellschaftverschleierten. Sie waren keuscher als die heidnischen Frauen. 

Du könntest dich jetzt wundern: „Aber warum verschleiern sich dann die gläubigen Frauen nicht heutzutage?“ Nun, wie ich schon anmerkte, wurde im 19. Jahrhundert sprichwörtlich Stück für Stück jedes einzelne Gebot der Schriften, welches sich auf Frauen – oder vor allem auf Frauen – bezieht, von dem Großteil der christlichen Kirchen – oder dem, was sich so schimpft – aufgehoben. Bis dahin erschienen gläubige Frauen üblicherweise nicht ohne eine Art von Verschleierung im Straßenbild. Wirf zum Beispiel einen Blick auf europäische Frauen durch die Jahrhunderte hindurch; beispielsweise Gemälde aus der Zeit des Mittelalters oder der Reformation und so fort. Wenn es sich da nun um Gemälde adelig geborener Frauen handelt stimmt es, dass ihr Haupt oft nicht bedeckt ist. Aber bei den Gemälden der gewöhnlichen Frauen, vor allem derjenigen, welche als Christinnen oder fromme Frauen, geistlich gesinnte Frauen angesehen wurden, wirst du meistens bemerken, dass sie auf den Bildern einen Schleier auf ihren Köpfen haben. Oftmals wurden Gemälde auch daheim oder an einem Ort angefertigt, wo eine Frau nicht notwendigerweise einen Schleier getragen hätte – was der Grund dafür ist, warum die Bilder manchmal Damen unverschleiert zeigen, wenn sie eine häusliche Szene darstellten. Doch zuallermeist habe ich die Frauen mit einem Schleier auf dem Kopf gefunden. 

Und ich denke an die Hauben, welche die die puritanischen Frauen trugen. Dies war kein Kostüm. Dies war die Gebetsverschleierung, welche sie trugen; genauso wie die Schleier, welche von den spanischen Frauen getragen wurden, welche du auf Malereien finden kannst. 

Und die Schals, welche traditionellerweise von osteuropäischen, von russischen Damen getragen wurden. Auch das sind die Gebetsbedeckungen der Christinnen. Deswegen trugen sie jene. 

Jedoch verschwanden die Schleier oder großen Schals im Tausch für Hauben um das 19. Jahrhundert herum. Zuerst waren diese Hauben sehr, sehr groß und mitnichten dekorativ, so wie die Haube, welche Susanna Wesley trug, von welcher ich Bilder sah. Es war eine große Haube, welche deren Kopf komplett verdeckte. Sie war schwarz, ohne Schnörkel und ohne modischen Wert. 

Als das 19. Jahrhundert jedoch voranschritt, wurden die Hauben, welche von den Frauen originär als Gebetsbedeckung getragen wurden, mit jedem Jahrzehnt kleiner und kleiner und schnörkeliger. Schlussendes waren sie zu Ende des 19. Jahrhunderts nur noch eine schmückende Modeeinrichtung. Frauen trugen sie mit keinem Gedanken an Frömmigkeit mehr, sondern als schicke Sache. Es gab nicht mal mehr jemanden, der diese Hauben bewusst mit 1. Korinther 11 oder mit Keuschheit verbunden hätte.

Dann wichen die Hauben für Hüte. Und Hüte waren fast immer modebewusst und wurden entworfen, um die Erscheinung einer Frau entweder zu unterstreichen oder zu verschönern. Sie hatten nichts mit der Macht auf dem Haupt, sowie Gottes Muster der Oberhauptsposition zu tun.

Bis in die 1950er Jahre herum war es nach wie vor gängiger Gebrauch in den meisten Kirchen Amerikas und Europas, dass die Frauen in der Kirche einen Hut trugen. Wenige von ihnen wussten, warum das die Norm war. Sie bemerkten nicht, das es wegen 1. Korinther 11 war – befolgten jedoch die Gewohnheit, weil sie weiter getragen wurden. 

Wenn du Zeit hast, schaue doch auf die Bilder christlicher Kirchenversammlungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – und du wirst unabhängig von der Denomination fast alle Frauen mit einem Hut in dem Gottesdienst auffinden. 

Heute höre ich evangelikale Christen, die sagen, dass „ja nun alles, was wirklich zählt, das Halten der Lehre an Gottes Oberhauptsstellung ist. Ja, wir halten ja an dieser Lehre fest. Es ist aber nicht wichtig, einen Schleier zu tragen.

Nun, ich muss die schlichte Wahrheit aussprechen. Die Praxis, Schleier zu tragen wurde aufgegeben, weil Frauen gegen Gottes Lehre vom Oberhaupt rebelliert haben. Es ist nicht nur ein unglücklicher Zufall, dass solches schleichend auf dem Wegesrand liegen geblieben ist genau zu der Zeit, dass die feministische Bewegung mehr und mehr Stärke aufgenommen hatte. Nein, beides verlief verquickt miteinander. In unserer Zeit wollen gläubige Frauen genau aus dem Grund keinen Schleier tragen, aufgrund dessen was 1. Korinther 11 sagt, denn das würde heißen, sie trügen etwas, was offen zeigt, „dass ich meinen Ehemann als mein Haupt respektiere,“ beziehungsweise, „dass ich den Mann als Haupt der Frau respektiere.“ Jenes ist genau das, wessen sich die christlichen Frauen heutzutage wehren. Es ist also nicht wahr, dass wir einfach nur dem Gedanken hinter der Lehre folgen können; du musst dem folgen in all seinen Details. 

Du siehst also, dass wenn wir die Details von Gottes Wort raus werfen, normalerweise sehr bald die komplette Basis für das Gebot vollkommen vernichtet wird. 

Lass mich dich also mit dieser Ermahnung entlassen: Wenn solches für dich als gläubige Schwester eine neue Lehre darstellt, möchte ich dich sehr dazu ermutigen, das zu tun, was Paulus sagt. Wenn du betest, bedecke dein Haupt mit einer Art Stoff. Ob es nun ein Schal ist oder etwas anderes, bringe das mit dir auch zu den Versammlungen und setze es währenddessen auf. Wenn dich irgend jemand fragen sollte, sage, dass es das ist, was Gottes Wort sagt. Leute mögen denken, dass du ein wenig komisch bist, aber Gott wird dich dafür segnen.

1Auf deutsch, hier in Kapitel 17, nachzulesen unter: https://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/extra_02_de_virginibus_velandis.htm

2Auf deutsch am Ende von Kapitel 8: https://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/extra_02_de_virginibus_velandis.htm

3Clemens von Alexandrien: Paidagogus

4Auf deutsch im Kapitel 4 unter: 

https://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/bkv24_10_de_corona.htm#C4

5Auf deutsch unter:

https://bkv.unifr.ch/files/paidagogos-bkv/related_files/Paidagogos%20(BKV)_deutsch_174.pdf

6Auf deutsch unter:

https://bkv.unifr.ch/files/paidagogos-bkv/related_files/Paidagogos%20(BKV)_deutsch_174.pdf

7Übersetzung des deutschen Übersetzers aus Ermangelung der auffindbaren deutschen Quelle.

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